31. Mai 2016

Felderführung im Veit Projektgarten in Beuren mit der Nürtinger Zeitung

Spannende Themen: Klimawandel und alte Getreidesorten


Die Nürtinger Zeitung lud gemeinsam mit dem Bäckerhaus Veit und Prof. Dr. Jan Sneyd zu einer Felderführung im Projektgarten Beuren ein. Prof. Sneyd hat es sich zur Aufgabe gemacht, alte Getreidesorten zu bewahren, nicht zuletzt deshalb, weil deren Eigenschaften im Zuge des Klimawandels wieder wichtig werden könnten. Darüber kam er mit Interessierten bei einer Führung ins Gespräch, die am 31. Mai in Kooperation mit der Nürtinger Zeitung und dem Bäckerhaus Veit stattfand.

Seit Jahrtausenden blühen und reifen unsere Nahrungspflanzen. In verschiedenen Regionen spielten immer auch schon klimatische Bedingungen eine Rolle. Aber auch der Wunsch nach Ertragssteigerungen war verantwortlich dafür, dass sich neue Züchtungen durchsetzten und alte Sorten im Anbau verschwanden.

Bereits während seiner Tätigkeit als Dozent an der Nürtinger Hochschule für Wirtschaft und Umwelt beschäftigte sich Prof. Sneyd mit alten Getreidesorten, die zum Teil aus Ertragsgründen in Vergessenheit zu geraten drohten. Diese Sorten zu hegen und zu pflegen ist ihm auch in seinem Ruhestand ein Anliegen geblieben. Im Bäckerhaus Veit fand er einen Partner, der ihm nicht nur den Anbau ermöglichte. In der Bempflinger Bäckerei wurden auch Erfahrungen mit der Verarbeitung dieser in früheren Jahren auch in unserer Region verarbeiteten Sorten gesammelt, bis einige von ihnen als Backwaren in die Ladentheken gebracht werden konnten.

Unter den alten Sorten, so Prof. Sneyd, gebe es einen reichen Fundus an Eigenschaften, die in Anbetracht des Klimawandels möglicherweise nützlich sein könnten. Dabei denkt er in verschiedene Richtungen, denn Klimawandel müsse nicht heißen, dass es immer und überall trocken ist, auch wenn die mittlere Jahrestemperatur weltweit steigt. Zu beobachten sind immer häufiger auch Wetterextreme. Dann gelte es, eine große Bandbreite von Getreidesorten mit verschiedenen Eigenschaften zur Verfügung zu haben, die zum Teil im Gengut alter Sorten gespeichert sind. So gebe es zum Beispiel bereits Getreidesorten, die wegen des kurzen Halmes oder extrem früher Abreife, jedoch mit gut ausgebildeter Ähre, mit weniger Wasser auskommen, oder Getreide, das nach einem langen Winter ausgesät werden kann, weil es in der verbliebenen kurzen Zeit schnell zur Reife kommt.

Solche und andere Beispiele hatte Prof. Sneyd bei der Feldführung am 31. Mai im Projektgarten des Bäckerhauses Veit parat. Neben den alten Pflanzenarten wie Hirse, Lein, Binkel (Zwergweizen), Altdinkel und Schwäbischer Dickkopf-Landweizen gehören zu den von Sneyd bewahrten Sorten ebenso Besonderheiten wie sibirischer Wunderweizen, begrannter Urweizen, Richards Rotkornweizen und Chia, selbst an den Reisanbau wagt er sich erstmals in diesem Jahr.

Die Führung war eine Leseraktion der Nürtinger Zeitung in Kooperation mit dem Bäckerhaus Veit und Prof. Sneyd. Die Veranstaltung war mit 23 Personen ausgebucht, das Interesse an den Themen war groß. Parallel zur Begehung im Projektgarten in zwei Gruppen gab es eine Verkostung von Backwarenspezialitäten des Bäckerhauses Veit, u.a. mit dem Rotkörnle Vollkornbrot und dem neuen Rotkörnle Vollkornbrötchen, dem Chia Spezial Brot und den Chia Aktiv Brötchen, dem Ermstäler Mehrkornbrötchen, dem Ur-Emmerle und den beliebten Dinkelvollkornwecken. Bei der Verkostung informierte Susanne Erb-Weber, Marketingleiterin von Veit, über die Besonderheiten der handwerklichen Herstellung der Backwaren in Bempflingen, u.a. eine lange Teigführung zur Entwicklung des Geschmacks im Brot.