23. Juli 2019

Felderführung mit Prof. Sneyd und Slow Food Stuttgart im Veit Projektgarten Beuren-Balzholz


Im Projektgarten des Bäckerhauses Veit in Beuren werden ca. 30 alte Getreidesorten auf ihre Anbaueignung getestet. Dazu gehören mehrere Varietäten des Binkels, einer 2000 Jahre alten Ur-Weizenart, Einkorn, Emmer, der Slow Food Arche-Passagier Dickkopfweizen, Rotkornweizen und der mannshohe Waldstaudenroggen. Der Projektgarten wird von Prof. Dr. Jan Sneyd, unserem Experten für Urgetreide, mit viel Engagement betreut.

Bei hochsommerlicher Witterung fand hier am 23. Juli eine spannende Felderführung mit rund 30 interessierten Teilnehmern statt. Landwirt Martin Schnerring vom Haldenhof Beuren begrüßte, quasi als Hausherr auf diesem Feld, die Teilnehmer. Prof. Sneyd erläuterte zum Einstieg, wie die Ernte in früheren Zeiten mit Sichel, Dreschflegel und Sieben vonstattenging und dass eine „Simmre“ als Maß für das geerntete Getreide verwendet wurde.

Dann ging es mit der Erläuterung der einzelnen, alten Sorten los. Besonderes Interesse weckte dabei der Binkel oder Igel-Weizen, der hier seit 4 Jahren für das Bäckerhaus Veit angebaut wird und den Herr Sneyd in 6 unterschiedlichen Genotypen und mit unterschiedlichen Anbauweisen testet. Nach der Ernte wird ein erster Backversuch mit Binkel möglich sein und nach Auswertung der Erkenntnisse aus den Anbauversuchen wird entschieden, welche Genotypen im Anbau für 2020 weiterverfolgt werden.

Auch die Geschichte des Nackthafers „1831“ zog die Zuhörer in den Bann. Dieser Hafer wurde in einem Grundstein eines Turms in Nürnberg gefunden, in den der Blitz einschlug. Im Grundstein befanden sich 4 Reagenzgläschen mit Getreide, mit Wachs luftdicht verschlossen. Da der Turm auf das Jahr 1831 datiert, war klar, dass das Getreide ebenfalls aus dieser Zeit stammt. Für Prof. Sneyd, der ein paar Körner Hafer aus einem der Gläschen erhielt, ist dies ein besonders wertvoller Fund, da die Genetik des Getreides unverändert ist. „Es braucht Glück und einen guten Partner, um solche alten Schätze wieder anzubauen und damit vor dem Aussterben zu retten“, so Prof. Sneyd.

Nach der Führung am Feld gab es eine Verkostung von Broten des Bäckerhauses Veit, mit Dinkel, Emmer, Dickkopfweizen, Rotkornweizen und Goldlein. Die Verkostung kam bei den Teilnehmern sehr gut an und die Erfrischung mit Mineralwasser bei dieser Witterung ebenfalls. Es folgten die Ausführungen von Frau Renate Bechstein, Pädagogin und bei Slow Food Stuttgart engagiert, zum Thema Boden. Frau Bechstein erläuterte verschiedene Boden- und Gesteinsproben und zeigte anhand einer eigenen Anzucht im Schaukasten, wie der Dickkopfweizen und der Rotkornweizen in der Erde wurzeln. Für die Teilnehmer war es sehr interessant zu erfahren, wie die Beschaffenheit des Gesteins, des Bodens und der Humusschicht darüber mit dem Wachstum der Pflanzen sehr eng zusammenhängen.

Alle Teilnehmer waren höchst angetan von dieser Veranstaltung und bedankten sich bei den Referenten.