16. Juli 2020

Felderführung mit Prof. Sneyd im Veit Projektgarten Beuren-Balzholz


Im Projektgarten des Bäckerhauses Veit in Beuren werden ca. 30 alte Getreidesorten auf ihre Anbaueignung getestet. Dazu gehören der Samtrot Ur-Binkel, Einkorn, Emmer, unser Slow Food Arche-Passagier Dickkopfweizen, Rotkornweizen und der mannshohe Waldstaudenroggen. Der Projektgarten wird von Prof. Dr. Jan Sneyd, unserem Experten für Urgetreide, mit viel Engagement von der Winteraussaat bis zur Ernte betreut.

Leider hatten wir bei dieser Führung Pech mit dem Wetter. Es regnete, mal mehr, mal weniger intensiv, aber leider ziemlich durchgehend. Corona-bedingt hatten wir statt einer längeren Führung mit vielen Teilnehmern mehrere, kürzere Führungen für jeweils wenige Teilnehmer von 14 Uhr bis 17.30 Uhr organisiert. Das hat auch prima geklappt. Vielen Dank an alle Interessenten, auch an die Kinder, die sich vom Regen nicht abhalten ließen und teils auch von weiter weg nach Beuren-Balzholz kamen. Prof. Sneyd erläuterte kompetent und unterhaltsam, was die einzelnen, alten Sorten auszeichnet und insbesondere warum es so wichtig ist, alte Sorten gerade auch für die Zukunft zu erhalten.

Ein Highlight der Führung waren die verschiedenen Binkel-Varietäten, die Herr Sneyd hier anbaut und testet, wie den Samtrot Ur-Binkel und den Igel-Weizen mit seinen schönen, langen Grannen. Herr Sneyd erklärte, dass der Binkel als über 3000 Jahre alte, eigenständige Ur-Weizenart heute kaum noch angebaut wird und dass wir durch dieses Rekultivierungsprojekt im Oktober das erste Binkelbrot seit 100 Jahren genießen können. Für Prof. Sneyd als passionierten Pflanzenzüchter und „Sortenretter“ ist dieses jüngste Projekt etwas ganz Besonderes. Er baut den Binkel jetzt bereits seit 4 Jahren mit dem und für das Bäckerhaus Veit an. Aus den verschiedenen Varietäten hat sich der Samtrot Ur-Binkel in diesen 4 Jahren als der beste Genotyp erwiesen, sodass wir entschieden haben, uns im größeren Anbau darauf zu fokussieren. Nach 4 Jahren kann in diesem Sommer ca. 1 Tonne Binkel geerntet werden, wenn alles gut geht. Das reicht für die weitere Vermehrung und für voraussichtlich drei Back- und Verkaufszeiträume von jeweils einer Woche. In den ursprünglich & regional-Wochen wird das erste Binkelbrot vom 19. Oktober bis 24. Oktober erhältlich sein.

Auch die Geschichte des Nackthafers „1831“ zog die Zuhörer in den Bann. Dieser Hafer wurde in einem Grundstein eines Turms in Nürnberg gefunden, in den der Blitz einschlug. Im Grundstein befanden sich 4 Reagenzgläschen mit Getreide, mit Wachs luftdicht verschlossen. Da der Turm auf das Jahr 1831 datiert, war klar, dass das Getreide ebenfalls aus dieser Zeit stammt. Für Prof. Sneyd, der ein paar Körner Hafer aus einem der Gläschen erhielt, ist dies ein besonders wertvoller Fund, da die Genetik des Getreides unverändert ist. „Es braucht Glück und einen guten Partner, um solche alten Schätze wieder anzubauen und damit vor dem Aussterben zu retten“, so Prof. Sneyd.

Nach der Führung am Feld gab es eine Verkostung von Broten des Bäckerhauses Veit, u.a. wurden das Dickköpfle-Vollkornbrot, das Dinkelvollkornbrot und das neue s’ Kleine Vital-Dinkel Brot angeboten. Alle Teilnehmer waren trotz des schlechten Wetters höchst angetan von dieser Veranstaltung und bedankten sich bei Prof. Sneyd für die interessanten Informationen.