Vortrag Prof. Sneyd im Freilichtmuseum Beuren: Wie werden alte Getreidesorten gerettet und vermehrt? – Am Beispiel des Schwäbischen Dickkopf-Landweizens
Am 16. Juli fand im Freilichtmuseum Beuren ein Sortentag statt zum Thema Hack-, Halm- und Hülsenfrüchte unter dem Motto: regionale Sortenvielfalt entdecken und bewahren. Der Sortentag wurde in Zusammenarbeit mit dem „Genbänkle“, einem Projekt der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) und dem Alblinsen-Förderverein für alte Kulturpflanzen auf der Schwäbischen Alb e.V. veranstaltet.
Zum Vortrag von Prof. Dr. Jan Sneyd im Hopfensaal, Haus aus Öschelbronn, fanden sich rund 50 interessierte Zuhörer ein. Prof. Sneyd informierte fachlich extrem kompetent, aber auch humorvoll über sein Thema der alten Getreidesorten und insbesondere die Rettung des Dickkopfweizens.
Herr Sneyd hat an der Mendel Universität in Brünn, Tschechien, studiert und in Deutschland promoviert, bringt sehr viel Erfahrung in der Züchtung von Pflanzen, insbesondere Getreide und alte Sorten mit, kennt die Genbanken aus eigener Arbeitserfahrung und hat zum Thema alte Getreidesorten 25 Jahre an der Hochschule in Nürtingen geforscht und gelehrt. Seit 12 Jahren ist er im Ruhestand und widmet sich seiner Leidenschaft, alte Getreidesorten für die Zukunft zu erhalten. So konnte der Schwäbische Dickkopf-Landweizen durch den Wiederanbau seit 2008 in Kooperation mit dem Bäckerhaus Veit vor dem Aussterben gerettet werden.
Dieser Dickkopfweizen ist eine Kreuzung aus dem Original Squarehead Dickkopfweizen aus England, eine Mutation, die ein Farmer ca. 1870 in England auf seinen Feldern fand, mit dem Schwäbischen Dinkel (Schlegeldinkel), ca. 1905 in Hohenheim. Der Schwäbische Dickkopf-Landweizen wurde in unserer Region bis ca. 1950 angebaut, bis er den Hochzuchtsorten zum Opfer fiel. Sein Ertrag liegt ca. ein Drittel unter normalen Weizenhochzuchtsorten. Herr Sneyd ging in seinem Vortrag nicht nur auf die Herkunft und den Anbau des Dickkopfweizens ein (mittel-intensiv), sondern auch wie sich die klimatischen Veränderungen auf unser Getreide auswirken, u.a. der höhere CO2-Gehalt in der Luft, der zu einer vermehrten Assimilation in der Pflanze führt. Auch das Thema Genbanken und Sortengenehmigungen wurde erläutert.
Nach dem spannenden Vortrag ging es an das Dickkopf- und Rotkornweizenfeld im Freilichtmuseum Beuren. Der Dickkopfweizen sieht jetzt, im reifen Stadium kurz vor der Ernte, rötlich aus und ist gut zu erkennen. Der Rotkornweizen wiederum, dessen Körner rot-braun sind, steht mit seinen Ähren gold-gelb im Feld.
Frau Haug, Freilichtmuseum Beuren, und Frau Erb-Weber, Bäckerhaus Veit, informierten noch über die Eröffnung der Dickkopfweizen-Ausstellung im Haus Öschelbronn am 29. August 2017.